Nairobi
- Bangkok: Einfach oder Retour?
Vor sechs
Jahren erfuhr ich, dass in unserer Naehe eine Mutter aus Ruanda, eine Witwe,
deren Mann, Eltern und Geschwister umgebracht wurden und nun mit fuenf
Kindern in einem einzigen Raum lebte, nicht mehr heimgekommen sei. Das
juengste sei erst vier Monate alt; ob ich irgendwie helfen koenne? Ich nahm
mich dieser Kinder an, zahlte die Hausmiete und fuer deren Nahrung und
erfuhr, dass ihre Mutter nach Bangkok, Thailand, gereist sei, um dort blaue
Saphire mit Gewinn zu verkaufen, die sie hier in Nairobi bei den Indern
guenstig erwerben konnte. Nun sei sie von der Polizei geschnappt worden; ihr
Flugticket sei nicht in Ordnung, und gleich kam sie ins
Untersuchungsgefaengnis. Ich setzte mich sogleich mit Christen in Bangkok in
Verbindung, die mir versprachen, diese Frau, Justine Uwabato, aufzusuchen
und alles unternehmen wuerden, dass sie das Gefaengnis verlassen koenne.
Auch ueber protestantische Missionare suchte ich zu intervenieren. Dann trat
jahrelang Funkstille ein. Denn wenn Auslaender in Thailand ins Gefaengnis
kommen (hauptaechlich wegen Drogen-Delikten), dann setzt es sehr harte und
lange Strafen ab.
Nun
klopfte es gestern morgen an meine Tuer, jemand aus Bangkok moechte mich
sprechen. Und tatsaechlich fand ich die so lang vermisste Frau im Hof
drunten, jemanden, den ich nie vorher gesehen hatte und doch genau wusste,
wer es war. Ein Dankgebet zum Himmel war das erste; dann erzaehlte sie mir
stundenlang, was sie in diesen sechs Jahren alles durchgemacht hat und nach
fuenf Jahren Gefaengnis total schuldlos entlassen wurde. Ein franzoesischer
Priester namens Olivier haette sie regelmaessig besucht und ihr den
Rueckflug nach Nairobi bezahlt. (Chapeau!) Ihr letztes Kind, das sie noch an
der Brust genaehrt hatte, ist nun fast sieben Jahre alt; ob ich ihr helfen
wuerde, den Bub in die Schule zu schicken. Ihr aeltestes Kind, Nadine, sei
nun schon in der Mittelschule. Es sei eines der Maedchen, das ich unter
meine Fittiche genommen haette.
Es
geschehen auch heute noch Zeichen und Wunder! Die Mutter war stark
abgemagert und muss wieder bei Null anfangen. Seit Wochen haette sie mich
gesucht. Und ihr abgehaermtes Antlitz strahlte nur so von Freude...
P. Peter
(Hildebrand) Meienberg, Nairobi, Januar 2003
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Werft
die Netze aus
(Jahresbericht fuer die
Uznacher Missionsblaetter)
Fischen mit
Netzen, vor allem in trueben Wassern wie hier in Kenia, verlangt viel
Geduld, und der Fischereibetrieb kann ganz
schoen frustrieren. Was uns so zu schaffen macht ist ein ganzes
Syndrom von negativen Faktoren: Korruption auf allen Ebenen, Tribalismus
(Stammesdenken), staatliche Fluechtlingspolitik, Gewaltverbrechen,
Rechtslosigkeit, Mangel an Verlaesslichkeit, schwere Verkehrsunfaelle,
unlautere Wahltaktiken und vieles andere; es
koennte einem dem Glauben an dieses Land nehmen. Aber immer wieder
gibt es wunderbare Ueberraschungen, wo einem ein Fisch ins Netz ging. Ich
denke an ein Maedchen aus einer sehr armen Familie, Mary Wanschiro, der ich,
neben vielen andern Burschen und Maedchen, durch die Mittelschule und
Universitaet geholfen habe, und deren Bild in Grossformat kuerzlich in der
groessten Zeitung des Landes erschienen ist, naemlich als neu bestallte
Advokatin am Hochgericht (High Court of Kenya). Oder an einen jungen Mann,
dem ich vor zehn Jahren eine Ausbildung als Buchhalter ermoeglicht habe und
der mir eben schrieb, dass er endlich einen super Job gefunden habe, der es
ihm gestatte, seine Mutter zu pflegen und seine juengeren Geschwister in die
Schule zu schicken. Oder an ein zwanzigjaehriges Maedchen namens Judith
Atieno, das nach dem Tod ihrer Eltern sechs Geschwister durchbringen sollte
und nach acht Jahren Primarschule auf der Strasse stand. Inzwischen durfte
sie mit meiner (dh Euerer!) Hilfe eine Lehre als Coiffeuse absolvieren und
konnte anschliessend ihren eigenen Kiosk eroeffnen, der so viele Kunden
anzieht, dass sie finanziell unabhaengig geworden ist.
Bei
diesen drei Beispielen handelt es sich um KenianerInnen. Der Schwerpunkt
meiner Arbeit aber lag bei fremdlaendischen Menschen, den Fluechtlingen, die durch das soziale Netz gefallen sind, dh gefallen waeren,
falls es in diesem Land ein solches gaebe. Tagtaeglich treffen sie in
Nairobi ein aus dem Ostkongo, aus Burundi und Ruanda. Nur schon eine
Matratze, eine Wolldecke oder ein Kochherd ist fuer sie unerschwinglich,
geschweige denn eine Unterkunft. Aber ausser Faraja Society, die ich vor
drei Jahren gegruendet habe, wuesste ich keine Organisation, die ohne
Zoegern, ohne langwierige administrative Untersuchungen, Hilfe leistet. Denn
Zuwarten wuerde fuer diese armseligen Kreaturen das Ende bedeuten. Neben
sofortigen Massnahmen geht es uns um nachhaltige Hilfe wie zB
Bildungsmoeglichkeiten. Unsere Schule bietet ihnen gratis Englischkurse und
Ausbildung am Computer fuer Anfaenger und Fortgeschrittene an; und an den
Naehmaschinen, die ich letztes Jahr aus der Schweiz erhalten habe, ueben
sich Frauen und Maedchen im Schneidern von Kleidungsstuecken fuer ihre
Familien. Aber auch die Maenner sollen auf die Rechnung kommen. Kuerzlich
konnten wir im Maasai-Land, 60 km von Nairobi entfernt, aber nur 20 Minuten
zu Fuss bis zu Schule, Kirche und Verkaufslaeden, zehn Hektaren Land
erwerben, auf dem wir nach und nach Fluechtlinge ansiedeln moechten, bis sie
mit den Verhaeltnissen im
Gastland etwas vertraut sind und
lernen, auf eigenen Fuessen zu stehen. Die schwarze Erde ist aeusserst
fruchtbar. Wenn genuegend Wasser vorhanden ist, lassen sich alle Arten von
Gemuese, Fruechten und Baeumen pflanzen. Ein Fluss, der in der Regenzeit
Wasser fuehrt und gestaut werden kann, soll waehrend der Trockenzeit, wenn
es dort sehr heiss wird, aushelfen. Was dann noch fehlt, laesst sich durch
eine Bohrung von ca. 20 bis 30 m Tiefe, in der das Grundwasser liegt,
vervollstaendigen.
Eine
dritte Gruppe von sozial Benachteiligten sind die Strafgefangenen, die ich
auch weiterhin betreue: an Werktagen die Maenner in der Untersuchungshaft
(3,400 Insassen), die besonders hart ist, am Sonntag die Frauen (zT mit
Kleinkindern), ca. 500, von denen die Haelfte schon verurteilt ist. Die
befreiende Botschaft Jesu kommt nirgends besser an als bei diesen Menschen,
die Opfer einer ungerechten Gesellschaftordnung geworden sind. Um sie sorge
ich mich nicht nur hinter
Gittern, sondern auch nach ihrer Entlassung, wenn sie sich schwer tun, den
Anschluss an die Welt zu finden, von der sie oft Jahre lang ausgeschlossen
waren. Mein Nachtwaechter zB verbrachte drei Jahre und zwei Monate in
Untersuchungshaft, bevor er vor einem Jahr freigesprochen wurde (natuerlich
ohne jede Entschaedigung von Seite des Staates.)
Als
‚Freizeithobby’ habe ich eben eine 6. Neuauflage des nationalen Gebet-
und Gesangbuches drucken lassen, das seit ca. fuenf Jahren ausverkauft ist
und taeglich in den Buchlaeden verlangt wird. 704 Seiten fuer umgerechnet
CHF 3.40! Dann ist ein zweiter Band liturgischer Musik (mit Notenschrift,
ca. 450 Seiten stark), in der Pipeline und duerfte spaetestens Mitte 2003
auf den Markt kommen.
Fazit bei
Einziehen der Netze: Fische sind zwar durchgeschluepft, aber der Fang hat
sich dennoch gelohnt. „Petrus, sei nicht so kleinglaeubig“...
P.
Peter (Hildebrand) Meienberg
Nairobi, August
2002
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Gefangen,
und trotzdem leben.
Zu Beginn des Jahres bat mich der hiesige Pfarrer, ob ich, neben meinen Verpflichtungen im Frauengefaengnis, nicht auch die Seelsorge in einem der fuenf Maennergefaengnisse uebernehmen koennte; er selber waere dazu nicht imstande. Es handelt sich um ein Untersuchungsgefaengnis innerhalb unserer Pfarrei, in dem 3000 Gefaengnisangestellte (die sich auf verschiedene Stadtgefaengnisse verteilen) mit ihren Familien leben, und in dem 3,400 Maenner auf ihre Verurteilung warten und eine Gruppe von 300 bereits ihre Strafe absitzen. Sie sind in 7 verschiedene Gruppen eingeteilt, je nach Art und Gewicht der Anklage. Am sichersten versorgt sind jene, einige hundert von ihnen, die auf ihren weissen, kurzaermligen Hemden ein CP dh "Captial Punishment" (Todesstrafe) aufgemalt haben und zT schon seit Jahren auf ihr Todesurteil (oder ihren Freispruch) warten. Da sie ausser Volley Ball spielen nichts zu tun haben, freuen sie sich auf jeden Gottesdienst, den ich jeden Dienstag, zwischen 8.30 bis 10.30, mit ihnen feiere, naemlich drinnen im Gefaengnishof, der von alten, hohen Mauern mit Stacheldraht umgeben ist und von einem rostigen Wachtturm ueberschattet wird. Wenn ich so die Physiognomien dieser Maenner aus allen Altersstufen studiere, faellt es mir schwer zu glauben, dass sie alle einen vorsaetzlichen Mord begangen haben. Natuerlich finden sich darunter auch viele Typen, denen ich nachts draussen nicht gerne begegnen moechte. Sie koennen auch den Gottesdienst stoeren, indem sie an den Eisengittern ihrer (so schrecklichen) Verliesse ruetteln wie Raubtiere. Es riecht nicht gut in diesem Innenhof, und die Fliegen sind eine rechte Plage. Und trotzdem ist jede neue Eucharistiefeier ein Erlebnis, weil sie die tiefe Glaeubigkeit dieser in Not lebenden Menschen offenbart. Meinerseits versuche ich, ihnen Mut und Hoffnung zuzusprechen und das CP auf ihren Hemden umzudeuten, naemlich als (griechisches) Chi Rho = Chr(istus)-Glaeubige und
Christus-Traeger.
An andern Tagen habe ich Zugang zu Gruppen, die des Raubs, Diebstahls, der Erpressung und anderer Untaten angeklagt und in einem dreistoeckigen Gebaeudekomplex untergebracht sind, in vier grossen Hallen auf jedem Stock. Ueber 100 Maenner in einem einzigen Raum mit einem Fensterband von 50 cm Hoehe, beleuchtet von ein paar Neonlampen und den Oertlichkeiten gleich nebenan - dicke Luft, fuer die Nase eine Qual. Aber auch hier formieren sich gleich die dichten Reihen um den Altar, im Raum wird's ruhig, die Maenner singen aus Leibeskraeften (begleitet von einer ‚Trommel', naemlich einem umgestuelpten Plastikkuebel) und formulieren ihre eigenen, ganz persoenlichen Gebete, die immer wieder um ihre Lieben daheim und ein baldiges und gerechtes Gerichtsurteil kreisen. "Komm' bald wieder", rufen sie mir nach, wenn ich meine Sachen zusammenpacke.
Am meisten Mitleid empfinde ich fuer die Minderjaehrigen, die ihre Haende durch die Eisengitter strecken und um ein Stueck Seife, ein Heft oder einen Schreibstift bitten. Natuerlich fehlt es auch an der medizinischen Versorgung, an einfachen wie auch sehr teuren Medikamenten, besonders gegen Aids. Mit Hilfe der (deutschen) Aerzte fuer die Dritte Welt kann ich immer wieder mit Heilmitteln aushelfen. Jeden Tag sterben in Kenya 700 Menschen an Aids, und 16% der Einwohner Nairobis sind HIV positiv. 2,5 mio Kenyaner leiden unter dieser Geissel, 1,5 mio sind bereits daran gestorben, und die durchschnittliche Lebenserwartung ist von 65 Jahren auf 46 Jahre zusammengeschrumpft und wird weiter sinken.
Auch Auslaender muessen mit solchen Gefaengnisbedingungen vorlieb nehmen, wobei ihnen besonders die fehlende Hygiene und das duerftige Essen sehr zusetzt. Kuerzlich vermochte ich einem jungen Deutschen zu helfen, den Knast zu verlassen, wobei die deutsche Botschaft mich als Mittelsmann einsetzen konnte. Wie troestlich, wenn dann ploetzlich eine Mutter aus Deutschland anruft, Ihr Sohn sei gut heimgekommen und sie moechte sich bedanken.
Wieder draussen, im aeusseren Gefaengnishof, passiere ich einen alten zweistoeckigen Bau, in dessen Obergeschoss frueher die zum Tod Verurteilten gehaengt wurden, und zwar schon zu Zeiten des Mau-Mau-Aufstandes, als die britische Kolonialregierung zwischen 1952 und 1958 die nationalistischen Bestrebungen zu unterdruecken versuchte. Wie viel Todesangst wurde auf dieser Rampe, die zum Galgen fuehrte, ausgestanden! Seit 1987 ist in Kenya niemand mehr gehaengt worden, aber die Todestrafe ist auch heute noch im Gesetz verankert und koennte jederzeit wieder eingefuehrt werden.
Auf Grund der allgemeinen Verarmung hat die Kriminalitaet im Land sehr stark zugenommen. Kuerzlich legte die Polizei einer Gruppe von angeblichen Banditen, die auf dem Weg zu einem Bankueberfall waren, einen Hinterhalt, hielt den City Bus an, liess alle Passagiere aussteigen, sonderte sieben Gangster von den andern ab, befahl ihnen ins Gras zu liegen und durchloecherte die Maenner mit einer AK 47; dies in Gegenwart von vielen Umstehenden. Mafia-Methoden!
Im Frauengefaengnis hat sich in den letzten Monaten mit meiner (dh mit Euerer!) Hilfe einiges getan. Eine Kirche, geplant fuer 200 Glaeubige, geht rasch der Vollendung entgegen. Sie wird nicht nur den Angestellten, den Waerterinnen und deren Familien dienen, sondern auch den verurteilten Frauen, und sie soll auch den andern christlichen Konfessionen zur Verfuegung stehen.
Weil die Untersuchungsgefangenen ihren Bereich nicht verlassen duerfen, wurde mir erlaubt, im Innenhof einen Unterstand von 45 qm zu bauen, der die Frauen vor Regen und extremer Hitze schuetzt und so nicht nur der Eucharistiefeier dient, sondern zugleich die Moeglichkeit schafft, ihnen mit guten Videofilmen (Erziehung, Haushalt, sozialer Fortschritt, Bibel) ihr Los zu erleichtern, statt dass sie, die nicht arbeiten duerfen, einfach sinnlos herumzusitzen. Endlich habe ich auch regelmaessigen Zugang zu den zum Tod Verurteilten, die wie niemand anders auf den Trost des Evangeliums angewiesen sind. Wenn man sie singen hoert, kaeme niemand auf den Gedanken, dass es ‚Verdammte' sind, die nie mehr hier herauskommen, es sein denn, man lege ihnen die Schlinge um den Hals.
Leben neu einzuhauchen, statt es auszuloeschen - dafuer moechte ich gerne noch einige Jahre hier, in dieser Umgebung, als einziger Weisser, arbeiten.
P. Peter Meienberg OSB
Nairobi, August 2001
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Nairobi, Juli 2000
Botschafter
der Hoffnung – Botschaft der Hoffnung
Gerade weil das politische (offizielle)
Afrika vom Westen praktisch abgeschrieben ist, gehört es zu unserer
missionarischen Aufgabe, als Botschafter der Hoffnung in Europa zu werben und zu
zeigen, dass die Botschaft der Hoffnung gerade bei den Kleinen und Verachteten
in Afrika angekommen ist. Wie oft
erhalte ich Briefe von Übersee mit der Bemerkung, dass eine Gabe „ja nur ein
Tropfen auf einen heissen Stein“ sei. Dieser Ansicht möchte ich heute höflichst
widersprechen! Wenn es nämlich bei Vielen tröpfelt, wird daraus ein Rinnsal;
viele Rinnsale werden zu einem Bächlein, viele Bächlein zu einem Fluss, und
viele Flüsse zu einem Strom, der Leben spendet. Das ist schon dem Propheten
Ezechiel aufgefallen und ist bei ihm, im 47. Kapitel, 1-12, nachzulesen. (Schade
nur, dass das österliche ‚Vidi aquam‘, das darauf anspielt, heute nicht
mehr gesungen wird!) Unsere Hilfe als Missionare ist oft nur punktuell; aber die
Punkte, die wir setzen, lassen sich zu einer Linie ausziehen, und ein Leben, das
Linie hat oder Linien aufzeigt, ist sinnvoll.
Wo lagen meine Schwerpunkte? Die Arbeit mit Flüchtlingen hat mich, unter
anderem, auch ins Gefängnis geführt, um zu versuchen, unschuldig Eingesperrte
oder schon Verurteilte frei zu bekommen oder notfalls auszulösen. Dabei ist mir
erst aufgegangen, welch menschen-unwürdiger Behandlung alle Gefangenen
ausgesetzt sind und wie ungenügend sie selbst von der Kirche betreut werden.
Als Folge davon gehe ich zweimal pro Woche ins grösste Frauengefängnis des
Landes, um im Langata Women’s Prison, am Rand der Grossstadt (und am Rand der
Gesellschaft), Gottesdienst zu halten, mit den Gefangenen zu reden und so vielen
entmutigten Menschen neue Hoffnung zu machen. Es war sicher kein Zufall, dass es
gleich bei meinem Antrittsbesuch den Text aus Jesaja 61 traf: „Der Geist
Gottes hat mich gesandt, um ... für
die Gefangenen Entlassung, für die
Gefesselten Befreiung auszurufen und ein Gnadenjahr des Herrn anzusagen.“
Inzwischen habe ich mit einem engagierten Advokaten Kontakt aufgenommen, der es
sich zur Aufgabe macht, mindestens einen Tag in der Woche den Strafgefangenen
ohne Entgelt zur Verfügung zu stehen, eben jenen, die sich keinen Rechtsanwalt
leisten können und so, ohne je verurteilt worden zu sein, über viele Jahre hin
im Gefängnis dahinsiechen. Kürzlich ist ihm wieder ein Coup gelungen: eine
Frau, die seit dreizehn Jahren auf den Tod durch Erhängen gewartet hat, ist
aufgrund seiner Recherchen und Intervention vom Appellationsgericht
freigesprochen worden. Als sie ins Gefängnis kam, war sie 18 Jahre alt; heute,
31-jährig, kommt sie sich ‚draussen‘ total verloren vor. An wen sollte sie
sich nun wenden? Solche und andere Fälle finden dann sehr leicht meine Adresse.
Für junge Flüchtlinge konnte ich, nach vielen Schwierigkeiten, eine
Computerschule eröffnen mit Apparaten, die mir von der Universität und den
Mercedes-Werken in Karlsruhe geschenkt gratis und
franko nach Nairobi geliefert wurden. Allerdings haben wir nicht damit
gerechnet, dass infolge Wasser- und Strommangel, unter dem das ganze Land seit
vielen Monaten schwer leidet, das Projekt gefährdet, bezw. stark einschränkt.
(Diesmal Tropfen, statt Regen, vom Himmel!) Vor zwei Jahren versank ein Teil des
Landes in den El Nino-Fluten; heuer aber sterben in Kenia
Mensch und Vieh an Hunger.
Einfacher haben es jene Frauen, die von mir eine mechanische Strick- oder Nähmaschine
erhielten, mit denen sie den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sichern hoffen. Für
junge Flüchtlingsfrauen, die der konstanten Erpressung staatlicher Organe
ausgesetzt sind, konnte ich eine Liegenschaft mit drei Wohnungen erwerben, um
ihnen, deren Eltern und Geschwister im ruandischen Genozid 1994 umgekommen sind,
ein Heim zu bieten und sie fachlich aus- oder weiterzubilden. Aber auch die
eigenen Leute, die jungen Kenyaner, die in den Slums des Mathare Valley wohnen,
durften von den vielen ‚Tropfen‘ profitieren; über 60 begabte Buben und Mädchen
erhielten dreimal im Jahr Schulgeld, ohne das sie die Mittelschule niemals
abschliessen könnten. Und einer Primarschule in den Slums vermochte ich
finanzkräftige Sponsoren zu vermitteln.
Waren das alles nur ‚Tropfen‘
im Leben dieser Menschen? Ganz im
Gegenteil (ein Tropf, der zu diesem Schluss käme!) –
Ströme des Segens sind es für die Beschenkten wie für die Schenkenden.
P. Peter / Hildebrand Meienberg OSB
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